DEM 2007 oder ein Meilenstein unserer Nachwuchsarbeit

Jeder ehrgeizige Nachwuchsspieler hegt tief im Herzen den Wunsch, einmal an den Deutschen Einzelmeisterschaften teilzunehmen. Und bis auf eine Spielerin nahmen alle Qualifizierten unseres Landesschachbundes die Chance wahr, sich mit den Besten Deutschlands zu messen.

Unser Jugendwart, Thomas Noack, gab mir im Vorfeld mit einem kleinen Augenzwinkern zu verstehen, dass er von uns zwei Medaillenplätze und zwei unter den ersten Zehn erwarte. Nun ja, ganz so weit lagen wir am Schluss auch mit einem Medaillenplatz von Ilja Brener und zwei unter den ersten Zehn - Marleen Vollak und Wiede Friedrich - gar nicht so weit davon entfernt.

Doch im einzelnen möchte ich die Leistungen der Brandenburger Trainer und Spieler würdigen. Vom Tal der Tränen erzählen und der großen Freude über unerwartete Siege.

Voller Neugier und unbekümmert gingen unsere drei Jüngsten in der U 10, Frederike Falk, Florentin Dörre und Mirko Eichstädt an den Start. Und nur bei Florentin ließ diese Unbekümmertheit etwas nach, als er zwei Partien hintereinander verlor. Er bot dann ganz schnell nach 14 bzw. 18 Zügen remis an, was für einen jungen Löwen natürlich zu zaghaft ist. Bedenkt man, dass er sich mit dieser zaghaften Spielweise vom Setzplatz um vier Plätze nach vorne schob, wäre mit etwas mehr Mut sicher noch viel mehr herausgekommen. Frederike, die erst im Herbst des vergangen Jahres mit dem Schach spielen angefangen hat, zeigte weniger Nervenflattern als ihr Vater. Immer ein Schmunzeln im Gesicht, zog sie auf dem Schachbrett ihre Kreise und belegte mit 3,5 Punkte den Platz, auf dem sie auch gesetzt war. Ganz ähnlich wie Frederike spielte Mirko Eichstädt. Immer war ein Leuchten in seinem Gesicht. Wenn er verlor, dann war sein Ziel, den nächsten Gegner wieder etwas mehr zu ärgern. Seine Erfolgsquote von 50 % kann sich auch sehr gut sehen lassen.

Licht und Schatten lagen bei unseren U 12-Spielern furchtbar dicht zusammen. Arthur Holzmann und Theresa Pohl enttäuschten auf der ganzen Linie. Mandy Barna, Holger Borchers und ich waren über Strecken lang ratlos, ob der Spielweise der beiden. Ganz sicher heulten wir innerlich teilweise mehr als sie. Beim Endstand fiel Arthur dann auch um 10 Plätze zurück und Theresa sogar um 30 Plätze. Aber jeder Schachspieler spielte in seinem Leben schon miese Turniere. Wichtig ist, danach mit neuem Mut weiter zu machen. Dass sie diesen Mut haben, davon bin ich überzeugt! Erhellen konnte den Schatten in der U 12 Wiede Friedrich. Er startete mit der Last eines auf Platz zwei gesetzten Favoriten. Und wir freuten uns immer sehr, wenn er an einem der ersten drei Bretter saß. Leider half unser Daumendrücken zu wenig. Doch trotzdem bin ich stolz auf seine Turnierleistung und den 9. Platz. Denn das Spielstärkevermögen der ersten zehn Teilnehmer war so gleich verteilt, dass Tagesform plus sehr guter Vorbereitung auf die Partien in jeder Runde ausschlaggebend waren.

In der U 14 wird schon richtig Schach gespielt. Aber ausgerechnet hier starteten zwei Neulinge, Julia Kirst und Florian Kugler. Der Ausgang, wie sie sich wohl schlagen würden, war vollkommen offen. Bei Julia fehlte in den Partien oft das kleine Quentchen Glück und sicher auch noch die Turniererfahrung, ohne die kein Schachspieler leben kann. Sie rutschte von Platz 17 auf Platz 23. Florian, vom 24. Platz aus startend, stand eigentlich „nur“ vor der Aufgabe, ein paar gute Partien zu spielen. Diese Aufgabe meisterte er vorzüglich. Er fand immer wieder frische Angriffsideen, erkannte oft genug die Schwächen, so dass er auf 50 % der möglichen Leistung kam und auf dem 17. Platz landete.

Bo Penne und Benno Zahn kannten beide schon das Klima einer Deutsche Meisterschaft. Bo startete von Platz 10 aus, während Benno durch seine DWZ den Startplatz 25 erhielt. Hinzu kommt, dass in der U 16 auch schon mehr als nur ein paar „kleine“ Schach-Könige herumspringen und schachliches Glück mit schachlichem Können ganz, ganz eng zusammenhängen. So rutschte Bo leider trotz 50 % auf Platz 15, aber Benno kniete sich richtig in seinen Partien hinein und konnte damit seinen Startplatz halten.

Zum Schluss die Königsklasse U 18: auch hier waren mit Marleen Vollak und Clemens Rietze keine Meisterneulinge am Start. Marleen wurde auf Platz 13 gesetzt, vor ihr starteten sogar zwei frühere Titelträgerinnen. Ihr gesunder Ehrgeiz, die punktgenaue Vorbereitung auf jede einzelne Partie sowie ihr Kampfgeist und ihre starken Nerven, ließen sie am Ende den sehr guten 8. Platz erreichen. Vor allen Dingen das Remis in der letzten Runde gegen Evgenija Shmirina ist ein super Erfolg. Die Leistungsdichte war enorm, erreichten doch fünf Spielerinnen 5,5 Punkte und es musste noch die zweite Feinwertung über die Platzierung entscheiden. Clemens Rietze startete von Platz 16. In seinem Feld tummelten sich fünf Ex-Titelträger und die ersten 23 Spieler hatten eine DWZ von über 2000. Er schaffte die sehr gute Leistung von 50 % und behauptete damit seinen Startplatz.

Zwei Brandenburger ließen es sich nicht nehmen, an der offenen U 25 Meisterschaft teilzunehmen, Karsten Graudons und Tobias Hentschel. Bei Karsten lief es zwischendurch so gut, dass er auf einen Medaillenplatz hoffen konnte. Leider klappte es dann aber doch nicht. Seine 15 (5,5) Punkte reichten für den 30. Platz. Tobias kämpferischer Einsatz brachten ihm ebenfalls einen Ertrag von 15 (5,5) Punkten und eine Platzverbesserung um 16 Zähler. Einer fehlt in dieser Auflistung! Ausgerechnet „unser“ Deutscher Vizemeister Ilja Brener. Er fühlt sich, nach meiner Einschätzung, nicht als Brandenburger und wir hatten auch keinen Kontakt zu ihm.

Bleibt mir noch etwas von unseren Betreuern zu berichten. Die Eltern von Fredrike Falk sowie die Mama und Oma von Mirko Eichstädt, die auch mit den anderen Spielern mitfieberten und bei dem fiesen Regenwetter als Kraftfahrer aushalfen. Reinhard Jentzsch, der mit viel Liebe und Geduld seine Schützlinge bei der Stange hielt. Bernd Zahn, bei dem ich unsere großen Jungs gut aufgehoben wusste und der mir dadurch viel Arbeit abnahm. Mandy Barna, die mit den Jüngeren etwas unternahm, wenn die Älteren noch spielen mussten und ich dadurch ans Haus „gefesselt“ war. Und da der letzte Satz immer am besten im Gedächtnis bleibt, nun mein Dankeschön an Holger Borchers, der sein fachliches Können als Trainer allen, die es haben wollten, mit viel Witz, Humor und Tiefgang zur Verfügung stellte.

Wie sieht denn nun der Meilenstein DEM 2007 für Brandenburg aus? Keiner von unseren Spielern kam in den Sichtbereich „Spitzengruppe“. Aber alle waren mit Begeisterung und dem richtigen Kampfgeist dabei. Jeder wünscht sich, auch im nächstem Jahr wieder die Qualifikation zu schaffen. Ob das gelingt, hängt von der persönlichen Trainingsleistung ab.

AK Name Verein DWZ Elo 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Punk-te % Platz
U10 Mirko Eichstaedt USV Potsdam 1142   0 1 0 1 0 1 ½ 0 1 0 1 5,0 45,5% 48 (86)
U10 Florentin Dörre Lok RAW Cottbus 1131   1 1 ½ 0 0 ½ 0 ½ ½ ½ 1 3,0 27,3% 43 (86)
U10w Frederike Falk Motor Eberswalde 811   0 0 0 0 1 0 1 0 1 ½ 0 3,0 27,3% 81 (86)
U12 Wiede Friedrich USV Potsdam 1953 1906 1 1 1 1 0 0 1 1 ½ 0 1 7,0 63,6% 9 (96)
U12 Arthur Holzmann Motor Eberswalde 1384   0 0 0 1 0 ½ 0 0 0 1 1 3,0 27,3% 89 (96)
U12w Theresa Pohl USC Viadrina 1482   0 0 0 1 1 1 0 1 0 0 0 4,0 36,4% 81 (96)
U14 Florian Kugler USC Viadrina 1606   0 1 0 ½ ½ ½ 0 1 1 - - 3,0 33,3% 17 (28)
U14w Julia Kirst Lok RAW Cottbus 1551   0 ½ ½ 0 0 1 ½ 0 ½ - - 1,0 11,1% 23 (26)
U16 Benno Zahn Paulinenaue 1854   0 0 1 0 0 1 0 0 1 - - 3,0 33,3% 26 (28)
U16w Bo Penne Chemie Guben 1860 1852 1 0 1 0 0 1 0 1 ½ - - 4,0 44,4% 15 (26)
U18 Clemens Rietze ESV Lok Falkenberg 2065 2025 ½ 1 0 1 0 0 ½ 1 ½ - - 3,0 33,3% 16 (28)
U18 Ilja Brener “Glück Auf” Rüdersdorf 2318 2413 1 1 0 ½ 1 ½ ½ ½ 1 - - 4,0 44,4% 2 (28)
U18w Marleen Vollak Empor Potsdam 1838 1848 0 ½ 1 ½ 1 ½ ½ 1 ½ - - 3,0 33,3% 8 (24)
U25 Karsten Graudons Chemie Guben 1922 2041 1 0 1 ½ 1 ½ 1 0 ½ - - 4,0 44,4% 28 (113)
U25 Tobias Hentschel Paulinenaue 1682   1 ½ ½ 0 1 1 0 ½ 1 - - 4,0 44,4% 30 (113)

Kristine Pews, Delegationsleiterin