Landesschachbund Brandenburg e.V. |
Deutsche Frauenmeisterschaften in Bad Königshofen
Vom 14.7.-24.7.2005 fanden in Bad
Königshofen die Deutschen Meisterschaften der Frauen im Normalschach statt. Für
mich kam die Einladung recht kurzfristig, da die qualifizierte Nadine Krumbke
(Brock) aus beruflichen Gründen ihre Teilnahme absagte. So hatte ich kaum
Zeit, um mich auf diese Meisterschaft vorzubereiten.
Ein Blick auf die Teilnehmerinnenliste zeigte, dass die deutsche Frauenspitze
nicht vertreten war, aber das Feld eng beieinander lag. Ein Platz zwischen 3 und
15 lag im Bereich des Zuerwartenden. Die ersten Runden spielte ich erfolgreich.
Ich verlor nur gegen Elke Müller aus dem Saarland, die später Dritte
wurde, gewann gegen die nach der Wertzahl einzuschätzenden schwächeren
Spielerinnen Mohr und Sautter und remisierte gegen die in der Vergangenheit
mehrfache deutsche Meisterin Isabel Hund und gegen das Nachwuchstalent Susan
Großmann. Dann traf mich das „glückliche“ Los gegen Annemarie Meier.
Am Vorabend verließ sie wutentbrannt das Turnier mit der Bemerkung, sie könne
es sich ja bis morgen 14.00 Uhr noch einmal überlegen. So wollte sie der
Turnierleiter nicht ausschließen und sich die Chance offen lassen, dass Turnier
doch noch ohne Zwischenfälle zu beenden und loste sie mit aus. Deshalb gab es
noch viel Ärger im Turnier. Annemarie kam natürlich nicht und ich verbrachte
den Nachmittag im Kurbad.
In der 7. Runde kämpfte ich gegen die Turnierführende Sandra Krege. Ich
kam super aus der Eröffnung heraus, konnte meinen Vorteil nicht umsetzen und
verpatzte die Partie. Das war sehr ärgerlich, denn mit einem Sieg hätte ich in
den Titelkampf mit eingreifen können. In der nächsten Runde verlor ich
chancenlos gegen die nominell stärkste Gegnerin Ljubov Kopylova und
befand mich wieder mitten im Teilnehmerinnenfeld. Die letzte Runde war also
entscheidend, ob ich mich in der vorderen oder hinteren Tabellenhälfte
platzieren werde. Der Computer meinte es mal wieder nicht gut mit mir. Er
bescherte mir die wahrscheinlich stärkste Gegnerin mit 4 Punkten Regina
Berglitz. Ich kämpfte in der letzten Runden zwar noch einmal um den Sieg,
aber die Stellung ließ nicht mehr als ein Remis zu. Ich wollte auf keinen Fall
überziehen und willigte auf ihr Angebot ein. Glücklicherweise gewann keiner
der 4-Punkte Kandidaten und ich konnte meinen 6. Platz aus der 8. Runde
verteidigen. Mit meiner Platzierung bin ich zufrieden. Ich spielte lange Zeit
vorn mit, verlor aber gegen die drei Erstplazierten. Am Ende hatte ich die beste
Wertung des Turniers nur leider zu wenig Punkte.
Deutsche Meisterin wurde die erst 17-jährige Sandra Krege. Sie spielte
ein hervorragendes Konterschach und wand sich mit Bravour aus so mancher
schlechter Stellung heraus (nicht nur gegen mich). In kritischen Situationen
behielt sie die Nerven und wurde somit verdient Deutsche Meisterin, auch wenn
sie gegen die Zweitplatzierte (Ljubov Kopylova) ihre einzige Niederlage
einstecken musste. Ljubov fand gerade zum Anfang des Turniers nicht ihre Form,
verlor gleich 1,5 Punkte und rannte diesen Rückstand immer hinterher. In der
letzten Runde, als noch einmal die Chance bestand, Meisterin zu werden, spielte
sie überscharf und verlor gegen die Berlinerin Stefanie Schulz, die sich
damit noch den 4. Platz erkämpfte. Dritte wurde sehr überraschend die an
Nummer 17 gesetzte Saarländerin Elke Müller . Sie begann mit 3 aus 3,
verlor dann die nächsten 3 Partien und gewann den Rest.
Das Turnier wurde überschattet vom Turnierabbruch der amtierenden Meisterin Annemarie
Meier. Es ist schade, wenn nicht der Sachverstand, sondern die Emotionen bei
auftretenden Problemen das Handeln bestimmen. Ihr war das Zimmer zu laut, was
sie von Anfang an dem Turnierleiter mitteilte. Der bot ihr ein Zimmer außerhalb
von Bad Königshofen an, was sie aber ablehnte (Ich hatte auch außerhalb von
Bad Königshofen ein Quartier.). Erst an dem Dienstag wurde ein Zimmer in einem
anderen Hotel in Bad Königshofen frei. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich aber
schon so mit dem Hotelier überworfen, dass der auf seinem Geld bestand. So hätte
der gastgebende Verein oder sie selbst das neue Hotelzimmer bezahlen müssen.
Beide lehnten ab. So fuhr sie nach Hause, was bei den übrigen Teilnehmerinnen
Unverständnis und Ärger hervorrief.
Insgesamt war es ein schönes Turnier. Der Ausrichter war ständig um das Wohl
der Teilnehmerinnen bemüht. Schade war, dass alle Teilnehmerinnen im Ort bzw.
dessen Umgebung verteilt untergebracht waren, was ein gemeinsames Zusammensein
kaum ermöglichte. Zur Entschuldigung des Ausrichters muss man aber sagen, dass
durch schlechte Planung seitens des Deutschen Schachbundes Bad Königshofen nur
vier Wochen Zeit für die Vorbereitung der Deutschen Meisterschaft hatte.
Insofern alle Achtung, wie sie das Turnier organisiert haben.
Heike Germann