Bo Penne
Deutsche Meisterin U 16 weiblich 2008
Analyse mit Holger Borchers

Fotos: Bernd Zahn

Brandenburger Delegation Sieg ist das Ziel der Partie!
Fotos: Familie Falk

Sieg ist das Ziel der Partie!
Unsere Erfolge bei der Deutschen Einzelmeisterschaft 2008 in Willingen

Erfolge zu erleben ist wichtig. Die Erinnerungen an sie hilft, nach Misserfolgen wieder schnell auf die Beine zu kommen. Erfolge helfen, weiterhin seinen Fähigkeiten zu vertrauen und sich auch dann motiviert an das Schachbrett zu setzen, wenn der Gegner/die Gegnerin so elendig mehr DWZ-Punkte aufweist, als man selbst.
Und so beschäftigte uns Trainer als erstes die Frage: wie und wann können Brandenburger Schachspieler von Erfolgen sprechen? Spieler, die in der Setzliste fast ausnahmslos im letzten Drittel zu finden sind? Wie können wir ihnen den Glauben an das Gute ihrer schachlichen Leistungen auch bei Niederlagen erhalten? Als Antwort fanden wir die Kriterien:
* den Setzplatz verbessern oder halten;
* 50% der der erreichbaren Punkte schaffen.
Bevor wir so weit waren, diese Kriterien aufzustellen, hatte unsere Delegation noch in einem anderem Gefecht zu siegen. Die DSJ wollte uns zwingen, zu weit höheren Kosten das Massenquartier „Sauerlandsternhotel“ zu buchen. Als wir standhaft auf unserer Pension „Edelweiß“ beharrten, wurde uns von Seiten der DSJ die Freundschaft gekündigt. Um so liebevoller wurden
wir „Gallier“ (O-Ton Holger Borchers) von der Familie Stremme (Pension „Edelweiß“) empfangen. Marleen und Bo bekamen sogar als Abendbrot noch kostenlos Stullen geschmiert, weil ihr Reiseproviant schon verzehrt war.

Unsere U 10er: Frederike Falk, Aaron Padelt und Tim Wenzke

Name Verein DWZ Teilnehmer
anzahl
Punkte % Gesetzt auf Platz Erreichter Platz Plätze verbessert/
verschlechtert
Frederike Falk SV Motor Eberswalde 918 92 3,5 31,8 78 83 -5
Aaron Padelt SV „Glück auf“ Rüdersdorf 1023 92 5,0 45,5 62 52 10
Tim Wenzke SV Motor Eberswalde 1129 92 6,0 54,5 51 34 17

Frederike Falk holte ihren ersten Punkt in der vierten Runde, da sie in den ersten drei Runden gegen wesentlich stärkere Gegner antreten musste. Darum war es ganz wichtig für sie, nun auch wirklich zu gewinnen. Das gelang ihr in nur 23 Zügen mit einem schönen Dame-Läufer-Matt. Leider vergab sie in der darauf folgenden Runde durch einen Schusselfehler ihre Chancen, weiter zu punkten und verlor dadurch vielleicht etwas den Mut. Die beiden sehr guten Remis gegen wesentliche stärkere Spieler in der neunten und zehnten Runde gaben ihr zu wenig Auftrieb, um in der letzten Runde noch einmal alles zu zeigen, was sie kann. Da schickte sie ihren König in die verkehrte Ecke und vergab somit die Möglichkeit mit einem Mehrbauern zu gewinnen.

Aaron Padelt zeigte schon in der zweiten Runde mit einer schönen Dame-Springer-Mattkombination, wie viel Spaß ihm das Kombinieren macht. In der fünften Runde zum Beispiel zermürbte er seinen wesentlich stärkeren Gegner ewig lange mit Mattdrohungen, bis die Partie in einem Endspiel mit der Qualität mehr und einen Mehrbauern überging, das er dann sicher gewann. Auch in der neunten Runde ließ er sich von seinem stärkeren Gegner nicht abschrecken, sondern zeigte ihm, welche Macht zwei Türme auf der siebenten Reihe ausüben können. Er kann stolz sein auf seine 5 Punkte und die Verbesserung von 10 Plätzen und einer DWZ-Zunahme.

Tim Wenzke machte es seinen Gegnern recht schwer. Sein Motto lautete: „Wenn ihr von mir einen Punkt haben wollt, dann zeigt, dass ihr Matt setzen könnt.“ Vier seiner Verlustpartien endeten mit dem Rautezeichen. Er bewies aber auch selbst, dass er die Mattbilder beherrscht; sicher in einem Endspiel mit Schwerfiguren einen Bauern umwandeln und bei einem entfernten Freibauern ruhig die Qualität zurück geben kann, um schneller zu siegen. Sein Stehvermögen brachte ihm die Ausbeute von 6 Punkten aus 11 Partien und eine Verbesserung um 17 Plätze.

Unsere U 12er: Mirko Eichstädt, Paul Ewert und Magaryta Paliy

Name Verein DWZ Teilnehmer
anzahl
Punkte % Gesetzt auf Platz Erreichter Platz Plätze verbessert/
verschlechtert
Paul Ewert SV „Glück auf“ Rüdersdorf 1329 96 5,0 45,5 67 65 2
Mirko Eichstädt USV Potsdam 1265 96 5,0 45,5 78 67 11
Magaryta Paliy SG Lok Brandenburg 934 96 2,0 18,2 92 94 -2

Mirko Eichstädt kam als Ersatzspieler, weil die beiden vor ihm Platzierten die Teilnahme absagten. Seine Ergebnisse beweisen, dass er seine „Nachrückerchancen“ sehr gut nutzte. Sein Können zeigte Mirko sehr gut in der vierten Runde. Sein nach dem Papier wesentlich stärkerer Gegner hatte einen Bauern und eine Figur mehr. Da tauschte er die Figuren so geschickt ab, dass ein Randbauer mit der falschen Läuferfarbe übrig blieb. Danach spazierte sein König zum Umwandlungsfeld und hielt so das Remis. Leider brachten ihn dann in seiner sechsten Runde zwei dumme Fehler, die ihm zuerst den Sieg und dann das Remis kosteten, zu sehr aus dem Gleichgewicht. Dadurch einigte Mirko sich in den nächsten beiden Runden trotz wesentlich besserer Stellung zu schnell auf Remis. Aber er verbesserte sich um elf Plätze! Eine ausgezeichnete Bilanz!

Nachdem Paul Ewert in der zweiten Runde recht schnell und zügig seine Gegnerin im 26. Zug Matt setzte, verließ ihn ein wenig das Glück. So standen seine Figuren in der vierten Runde recht abseits vom Geschehen und gaben damit seiner Gegnerin freie Hand, seinen König erfolgreich zu attackieren. Eine sehr schöne Partie spielte er in der achten Runde. Im 19. Zug gewann Paul elegant einen Turm. Und obwohl seine Gegnerin 300 DWZ-Punkte mehr hatte und wie eine Löwin kämpfte, führte er seine Figuren erfolgreich zum Sieg. In der elften Runde gelang ihm gegen einen wesentlich stärkeren Gegner auch noch ein schönes Remis. Damit schaffte er mit seiner Platzverbesserung und seinen fünf Punkten fast beide Vorgaben.

Magaryta Paliy sollte dieses Turnier nutzen, um weitere Erfahrungen zu sammeln und aus ihren Fehlern zu lernen. Beides ist ihr weniger gut gelungen. Während wir bei allen U 12-Spielern feststellten, dass sie immer noch viel zu schnell spielten, kam bei ihr noch das Schwatzen während der Partie hinzu. Weder Tipps noch gute Ratschläge fielen bei ihr auf fruchtbaren Boden. Das Losglück stand auf ihrer Seite. Es gab ihr zwei blutige Anfänger, so dass sie wenigstens zwei Punkte schaffte.

Unsere U 14er: Roy Mirke und Theresa Pohl

Name Verein DWZ Teilnehmer
anzahl
Punkte % Gesetzt auf Platz Erreichter Platz Plätze verbessert
Roy Mirke SV Motor Eberswalde 1754 28 4,5 50,0 23 17 6
Theresa Pohl USC Viadrina 1337 24 4,5 50,0 21 11 10

Roy Mirke spielte hervorragend während dieser Meisterschaft. Um sechs Plätze verbessert und 50 % Punktausbeute! Schaut man sich seine Partien näher an, sieht man, welche Reserven da bei ihm noch brach liegen. Von seinen fünf Remis-Partien sind vier viel zu früh beendet worden; insbesondere Partie Nr. 4. Seine spielerischen Qualitäten zeigte er in der fünften Runde. Nachdem Roy die Qualität einstellte, zwang er seinem Gegner durch schöne Gegenangriffe das Remis auf. Mehr Mut Roy!!!

Wie Motivation beflügelt, das zeigte Theresa Pohl in der ersten Runde. Sieg war ihr Ziel und nach 35 Zügen hatte sie dieses Ziel auch erreicht. Das aber schien ihr irgendwie zu reichen. Denn in der zweite Runde fiel sie auf einen Scheinangriff herein, was dann ihre Kräfte für Partie drei und vier im Nirwana verschwinden ließ. Doch in der fünften Runde gelang es Theresa, ihren Mut und ihren Kampfgeist wieder wach zu rütteln, was ihr dann hintereinander vier schöne Siege bescherte. Ganz sicher werden jetzt Springerendspiele zu Theresas Steckenpferd gehören. Denn sie konnte in zwei Partien erfahren, was Springer im Endspiel Gutes oder Böses anzurichten vermögen. Von Platz 21 auf Platz 11! Eine sehr, sehr gute Leistung!

Unsere U 16er: Bo Penne und Jens Schneider

Name Verein DWZ Teilnehmer
anzahl
Punkte % Gesetzt auf Platz Erreichter Platz Plätze verbessert
Bo Penne USV Potsdam 1881 26 8,0 88,9 5 1 SIEGERIN
Jens Schneider SV Senftenberg 1796 28 4,5 50,0 27 16 11

In dieser Altersgruppe gingen ein Außenseiter und eine Könnerin an den Start und beide wuchsen über sich selbst hinaus!
Was Bo Penne in diesem Jahr schaffte, das wird hoffentlich nicht die letzte Krönung ihrer schachlichen Laufbahn sein. In der dritten Runde kam sie gegen die auf Platz 1 gesetzte Anna Endress, hatte im Endspiel die Qualität weniger, dafür aber drei Bauern mehr. Eine Springergabel machte aus der Qualität weniger eine Mehrfigur und damit siegte Bo. Ab der sechsten Runde saß Bo nur noch am ersten Brett. Da die jeweils ersten drei Bretter immer original im Internet übertragen wurden, sprinteten unserer U 10 und U 12-Spieler während des Abendessens immer mal wieder schnell in den Internetraum der Pension, um sich über den Stand der Dinge zu informieren und zu berichten. So fieberten wir mit jedem Zug mit. Als Bo dann in der siebenten Runde gegen Julia Bochis siegte und in der achten Runde remis spielte, wussten wir, Silber ist sicher. Doch Bo setzte noch eins drauf, spielte in der letzten Runde zielstrebig und sicher auf Sieg und ist nun Deutsche Meisterin in der U 16! Wir hoffen und wünschen, dass sie dieses Hochgefühl auf dem Siegerpodest einer Deutschen Meisterschaft zu stehen in all ihren nächsten Turnieren mitnimmt und noch viele Turniersiege erlebt. Herzlichen Glückwunsch und alles, alles Gute für Deinen weiteren Weg!
Für alle Trainer, die manchmal über die vielen Fehler der lieben Kleinen am verzweifeln sind: im Jahr 2003 belegte Bo in der U 12 mit 3,5 Punkten den 85. Platz bei 92 Teilnehmern, während Anna Endress in der U 10 Deutsche Meisterin wurde....

Jens Schneider wies in der dritten Runde darauf hin, wie er Eröffnungsfehler zu seinen Gunsten ausnutzt. In den Runden vier, fünf und sechs trotzte er den 2000ern drei Remis ab. Dann ein Sieg mittels einer schönen Fesselungskombination und ein weiterer durch eine schöne Mattkombination. Seine ausgezeichnete Kondition zeigte Jens dann in der letzten Partie. Sieg nach dem 83. Zug gegen Jürgen Mazarov (2161). 50 % Punktausbeute und um 11 Plätze verbessert! Herzlichen Glückwunsch!

Unsere U 18er: Michael Holgert und Marleen Vollak

Name Verein DWZ Teilnehmer
anzahl
Punkte % Gesetzt auf Platz Erreichter Platz Plätze
verschlechtert
Michael Holgert Lok RAW Cottbus 1903 26 1,0 11,1 25 26 -1
Marleen Vollak SC Empor Potsdam 1856 28 4,5 50,0 12 14 -2

Manche Turniere sind einfach wie verhext, werden sicher unserer beiden U 18-Spieler/innen des öfteren in Willingen gedacht haben. Die Ausbeute von Michael Holgert sind zwei ausgekämpfte Remispartien. In allen anderen Partien waren Caissa und Fortuna gemeinsam leider mit anderen Dingen beschäftigt. Aber wir denken, dass Michael Realist ist und weiß, die nächsten Siege warten schon auf ihn. Also weiter machen!

Marleen Vollak war gesundheitlich etwas angegriffen und in einem solchen Zustand kann man nur selten zur Hochform auflaufen. Die ersten beiden Runden liefen sehr gut. Dann kam ein gut ausgekämpftes Remis gegen Annegret Mucha. Das Remis in der vierten Runde war ein schöner Erfolg. In der letzten Runde war ihr Kampfgeist trotz aller Unbilden wieder entfacht. In einer langen Kampfpartie schaffte sie das Remis und damit 50 % Punktausbeute.

Resümee

Name Verein DWZ Teilnehmer
anzahl
Punkte % Gesetzt auf Platz Erreichter Platz Plätze verbessert/
verschlechtert
U 10 Frederike Falk SV Motor Eberswalde 918 92 3,5 31,8 78 83 -5
U 10 Aaron Padelt SV „Glück auf“ Rüdersdorf 1023 92 5,0 45,5 62 52 10
U 10 Tim Wenzke SV Motor Eberswalde 1129 92 6,0 54,5 51 34 17
U 12 Paul Ewert SV „Glück auf“ Rüdersdorf 1329 96 5,0 45,5 67 65 2
U 12 Mirko Eichstädt USV Potsdam 1265 96 5,0 45,5 78 67 11
U 12 Magaryta Paliy SG Lok Brandenburg 934 96 2,0 18,2 92 94 -2
U 14 Roy Mirke SV Motor Eberswalde 1754 28 4,5 50,0 23 17 6
U 14 Theresa Pohl USC Viadrina 1337 24 4,5 50,0 21 11 10
U 16 Bo Penne USV Potsdam 1881 26 8,0 88,9 5 1 SIEGERIN
U 16 Jens Schneider SV Senftenberg 1796 28 4,5 50,0 27 16 11
U 18 Michael Holgert Lok RAW Cottbus 1903 26 1,0 11,1 25 26 -1
U 18 Marleen Vollak SC Empor Potsdam 1856 28 4,5 50,0 12 14 -2

Der Blick auf die Gesamtübersicht zeigt, wir „Gallier“ haben uns mehr als tapfer geschlagen! Sechs unserer Spieler sind von ihrem Startplatz aus weit nach vorne gesprungen. Und Bo Penne holte den dritten Deutschen Meistertitel nach Brandenburg.

DWZ-Auswertung Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaft 2008 - zusammengestellt von Kristine Pews
Name DWZ alt Leistung Niveau DWZ neu Differenz
Mirko Eichstädt 1265 1362 1378 1322 57
Paul Ewert 1329 1287 1336 1309 -20
Frederike Falk 918 864 1028 900 -18
Michael Holgert 1903 1694 2080 1858 -45
Roy Mirke 1754 1862 1859 1798 44
Aaron Padelt 1023 1119 1145 1081 58
Margarita Paliy 934 762 1103 891 -43
Bo Penne 1881 2231 1859 1985 104
Theresa Pohl 1336 1547 1548 1469 133
Jens Schneider 1796 2008 2008 1878 82
Marleen Vollak 1856 1749 1747 1822 -34
Tim Wenzke 1129 1291 1253 1211 82


Bekanntlich hat so ein Erfolg viele Mütter und Väter. Das sind vordergründig die Trainer in den Vereinen und die Eltern. In Willingen kümmerten sich fünf Trainer intensiv um die Spieler. Werteten die Partien aus, bereiteten sie auf ihre Gegner vor und brachten einem auch die richtigen Tischsitten bei. Diese fünf Trainer waren Mandy Barna, Holger Borchers, Reinhardt Jentzsch, Jörg Pachow und Kristine Pews. Voll in unserer Gruppe integrierten sich auch die U 25-Spieler, Benjamin Bangert, Tobias Hetschel und Benno Zahn. Bernd Zahn hatte immer schon einen Tisch für uns reserviert, wenn wir zum Spielort kamen und sorgte wieder für die guten Fotos. Leider gelang unseren U-25-Spielern in diesem Jahr nicht der große Wurf.

Auch die mitgereisten Eltern standen immer zu den Entscheidungen der Trainer und nahmen ihre Kinder nach den Partien – wenn nötig - in liebevolle Aufbaupflege. Alle diese Kleinigkeiten und Einzelheiten ließen uns in dieser Woche zu einer duften Truppe werden. Ein herzliches Dankeschön an alle. Das wir uns in dieser Meisterschaftswoche rundherum wohlfühlten, dafür sorgten in erster Linie die Familien Stremme und Gierse vom „Edelweiß“. Mehrere Male kamen Marleen und Bo erst um 21:00 Uhr von ihrer Partie nach Hause. Und jedes Mal stellte sich Frau Stremme in die Küche und machte nochmals das Essen für sie warm. Jeden Morgen wurde gefragt, welche Essenwünsche wir denn hätten. Für die „Kleinen“ standen immer Nudeln auf dem Tisch. Beim Abschlussessen fanden wir einen festlich gedeckten Tisch vor und jeder, der in der Woche einmal einen Wunsch äußerte, der nicht erfüllt wurde, erhielt sein Lieblingsessen. Liebe Familie Stremme und Gierse, wir denken gerne an diese Woche zurück und bedanken uns noch einmal in diesem Rahmen ganz herzlich bei Ihnen.
Kristine Pews, Delegationsleiterin